Edinson
Patino
ist 22 Jahre alt und hat eine Tochter. Seine
Schulbildung entspricht dem deutschen Abitur. Zusätzlich hat
er verschiedene Kurse besucht, um für die Kooperative NUEVO
FUTURO zu arbeiten. In der Kooperative ist er u.a. für die
Vermarktung des Kaffees und für die Technik zuständig. Er
unterstützt das Leitungsgremium von NUEVO FUTURO in seiner
Arbeit.
Wie hat die Zusammenarbeit mit dem Fair gehandelten
Kaffee begonnen?
Die Kooperation hat 1994
begonnen. Es war eine Zusammenarbeit zwischen den beiden
Staaten Kolumbien und Deutschland unter Unterstützung der
GTZ*, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Es war
die Absicht des Projektes, den Anbau von Koka und Mohn durch
legalen Anbau zu ersetzen. Nach drei Jahren kam schließlich El
Puente* dazu und 1997 wurde der erste biologisch produzierte
Kaffee verkauft.
Warum haben die Bauern ursprünglich Koka
angebaut?
Mit dem Anbau von Koka haben sie mehr
Geld verdient im Vergleich zum Anbau von anderen Kulturen wie
z.B. Kaffee. Aber mit unserem Projekt haben wir erreicht, dass
die Bauern in unserer Kooperative den Anbau von Koka gänzlich
aufgegeben haben und vollständig auf den Anbau von
biologischem Kaffee umgestiegen sind.
Warum sind die Bauern umgestiegen?
Die
Bauern waren vorher völlig vom Koka abhängig und haben
teilweise ihre alten Anbaumethoden vergessen oder aufgegeben.
Sie haben nicht mal eigene Gärten zur Selbstversorgung gehabt
und mussten alles einkaufen.
Der normale Kaffeeanbau wäre keine Alternative
gewesen?
Vor einigen Jahren wäre der herkömmliche
Kaffeepreis eine Alternative gewesen. Aber durch den Verfall
der Kaffeepreise auf dem internationalen Markt deckt der
Verkauf des Kaffees inzwischen nicht einmal mehr die
Produktionskosten.
Was waren die Vorteile für die Bauern durch die
Kooperation mit fair gehandeltem Kaffee?
Der erste
Vorteil ist, dass die Bauern genau wissen, was sie tun,
nämlich dass sie ökologisch produzieren – und darauf sind sie
sehr stolz.
Und der zweite Vorteil ist, dass die Bauern
Anteil an den Geschäften mit El Puente haben und von der
Zusammenarbeit profitieren. Und drittens haben die Bauern
einen direkten Vorteil durch die gerechten Preise.
Wie viel Menschen leben von den
gerechten Preisen?
Die meisten Mitglieder
der Genossenschaft NUEVOR FUTORO sind
Familienoberhäupter, etwa 100 Männer, insgesamt sind es
ca. 140 Familien und 300-500 Menschen.
Welche Veränderungen haben im
Leben für die Menschen durch die Umstellung von Koka auf
Bio-Kaffee ergeben?
Im Anfang war das eine
Sache, die man nicht glauben wollte, weil das
unvorstellbar war, der biologische Anbau. Mit der Zeit
haben sich dann aber die Vorteile herausgestellt. Zum
einen was den Verkauf angeht und zum anderen, dass sich
die Lebenssituation auf den Fincas, den Bauerhöfen,
deutlich verbessert hat.
Inwiefern hat sich die
Lebenssituation verbessert?
Es sind keine
großartigen Lebensbedingungen unter denen wir leben,
aber sie sind akzeptabel. Es hat sich folgendes
verbessert: Die Bauern düngen mit ihrem eigenem Dünger
und sie haben ihre eigenen Gärten, wo sie ihr Gemüse
anbauen. Dadurch hat sich auch der allgemeine
Gesundheitszustand verbessert. Und weil für ihren Kaffee
ein gerechter Preis bezahlt wird hängen sie nicht mehr
vom Weltmarkt ab. |
Fühlen Sie sich privilegiert gegenüber
den anderen Bauern?
Ja. Wir sind stolz, dass wir
bei dieser Sache mitmachen. Wir arbeiten an einer gerechten
Sache.
Was ist am Kaffee das
biologische?
Der gesamte Prozess der Produktion
und der Zertifizierung.
Das ist doch viel aufwendiger als der
normale Produktionsprozess?
Es ist eine aufwendige
und teure Angelegenheit über viele Jahre. Es ist ein Prozess
der Kontinuität.
Wird sich der von ihnen angebaute Bio-Kaffee
irgendwann selber tragen ohne dass „Faire Preise“ bezahlt
werden oder ist das die Bedingung für den Verkauf auch in
Zukunft?
Weil viele Menschen noch nicht viel über
ökologisch produzierten Kaffee wissen, wird es wohl noch eine
Weile so bleiben, dass wir von Organisationen wie El Puente
oder anderen abhängig sind.
Gibt es Überlegungen den Kaffee auch in andere
Länder zu verkaufen?
Es hat Kontakte mit anderen
Aufkäufern gegeben. Gegenwärtig stehen wir mit El Puente in
Verhandlungen. Nur weil wir schon so lange mit El Puente*
zusammenarbeiten können wir überhaupt über neue
Vermarktungsformen nachdenken
Wie ist die Entwicklung? Wird die Kooperative
tendenziell mehr produzieren oder bleibt es auf dem bisherigen
Niveau an biologisch hochwertigen
Qualitätskaffee?
Die Produktion steigt.
Wie sieht die Zukunft aus?
Zurzeit ist
die Arbeit etwas schwierig, weil es keine institutionelle
Unterstützung vom Staat gibt. Unser Wunsch wäre es, dass wir
mehr Unerstützung bekommen z.B. für den Ausbau unserer Fincas
und für die Verbesserung der Produktion.
Was ist ihr größter Wunsch für die
Zukunft?
Zwei Dinge: dass wir international
wettbewerbsfähig werden und dass wir eine Abnahmegarantie für
unsere Kaffeeproduktion haben.
Noch eine Abschlussfrage: Wie gefällt ihnen
Deutschland?
Es ist ein Land das mich sehr
freundlich aufgenommen hat und es ist sehr gut organisiert!
Sehr entwickelt im Vergleich zu anderen Ländern und sehr
kalt…!
(Anmerkung des Autors: Der kolumbianische „Winter“ hat
Temperaturen zwischen 17 und 20 Grad.)
Worauf sind sie besonders stolz?
Das
was uns Kolumbianer sehr stolz macht, ist, dass der Kaffe den
wir produzieren, beim deutschen Gaumen große Anerkennung
findet!
Die Übersetzung besorgte Friedrich Doormann.
Das
Interview führte Axel Jürgens.
* El Puente ist der Kaffeeimporteur und einer der größten
fairen Händler in Europa. |