Kolumbiens Geschichte & Politik

Im Nordwesten Südamerikas gelegen, ist Kolumbien mit rund 1,1 Mio. km² das viertgrößte Land des Kontinents und ist somit mehr als dreimal so groß wie die Bundesrepublik, jedoch leben dort mit ca. 37,683 Millionen Einwohnern weniger als die Hälfte Menschen als in Deutschland.

Es ist das einzige südamerikanische Land, das sowohl an den Pazifik als auch an den Atlantik (Karibisches Meer) stößt. Aufgrund der Äquatornähe verzeichnet Kolumbien keine ausgeprägten Jahreszeiten, sein tropisches Klima wandelt sich mit den Höhenlagen und reicht von 24-30°C Durchschnittstemperatur der tiefgelegenen, heißen Zonen bis zum ewigen Schnee ab 4500 m Höhe. Wichtiger Faktor für das dortige Klima und die Fischerei ist die pazifische Meeresströmung "El Niño", deren Intensität und Periodizität durch eine globale Klimaänderung gefährdet sein könnte und möglicherweise weitreichende Folgen haben kann.

Kolumbien wird im westlichen bis mittleren Teil des Landes von drei, in von Nord nach Süden verlaufenden Bergketten (Cordillera Occidental, Cordillera Central, Cordiera Oriental) mit einigen fast 5000m hohen, noch tätigen Vulkanen durchzogen. Diese charakteristischen Ausläufer der Anden gliedern das Land geografisch in die Pazifikregion (eine der regenreichsten Gebiete der Welt), die Andenregionen und die östlichen Tiefländer, die sich in ebenen Savannen (Llanos orientales) im Nordosten und in die Regenwälder der Amazonasregion (Selva amazónica) im Südosten erstrecken. Ein Großteil des Nordens wird als karibische Region bezeichnet.

Kolumbien kann die älteste demokratische Tradition des Kontinents verzeichnen und präsentiert sich auch heute als Vorzeigedemodratie mit regelmäßigen Wahlen, liberaler Verfassung, Pressefreiheit etc. Doch hinter dieser demokratischen Fassade herrscht ein Klima extremer politischer Gewalt, deren Opfer Oppositionelle, MenschenrechtsaktivistInnen, JournalistInnen, GewerkschafterInnen, RechtsanwältInnen, Kleinbauern/-bäuerinnen in Konfliktgebieten und Mitglieder sozialer Randgruppen wie etwa Homosexuelle und Straßenkinder sind.

Weitgehend unbeachtet von der internationalen Öffentlichkeit und unter dem Deckmantel der Verfolgung und Ausmerzung von Drogenmafia und Guerilla, denen vor allem die Schuld an der allgemeinen Misere des Landes zugeschoben wird, führen Militär und paramititärische Einheiten (Todesschwadronen) in Kolumbien den grausamen, schmutzigen Krieg gegen die eigene Bevölkerung: politisch motivierte Morde, bewaffnete Auseinandersetzungen, gewaltsame Vertreibungen, Verschwindenlassen und Folter sind erschreckende und alarmierende Alltäglichkeit in Kolumbien.

Seit Mitte 1991 wurde eine neue Verfassung in Kraft gesetzt, nachdem die alte aus dem Jahre 1886 stammt, schon häufig geändert worden war. Ziel war vor allem, die Machtkartelle der Traditionsparteien (Konservative und Linke) zu beseitigen. Auch traf man Maßnahmen , die die die Korruption und Vetternwirtschaft eindämmen sollten. So dürfen Regierungs- und Parlamentsmitglieder keine weiteren öffentlichen Ämter bekleiden und auch nicht ihren Angehörigen dazu verhelfen. Auf juristischer Ebene wurden Maßnahmen ergriffen, politisch unabhängiger und effizienter zu arbeien. Das Gerichtswesen glich man weitgehend dem amerikanischen Recht an. Seit August 1998 ist Dr. Andrés Pastrana Astrango von der Nueva Fuerza Democrática, die er selbst 1991 gegründet hatte, als Präsident und Regierungschef Kolumbiens an der Regierung. Er wurde für vier Jahre gewählt und konnte erst in der Stichwahl das Amt für sich bestreiten. Die Wahlen waren überschattet von Terroranschlägen, bei denen mindestens 19 Menschen starben.

Pastrana setzte sich als Hauptziel den Ausbau des kolumbianischen Sozialstaates und einen Friedensschluss mit der linken Guerilla, den Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) und dem Ejército de Liberación Nacional (ELN). Ihm gelang als erster kolumbianischer Präsident, sich mit Führern der FARC im Juli 1998 zu treffen.

Dennoch geht der Terror in Kolumbien weiter. 1999 wurde von einer Ombudstelle als "das blutigste Jahr in Kolumbien" deklariert mit 289 Massakern mit 1357 Ermordeten. Es bleibt zu hoffen, dass der neuen Regierung ein Durchbruch bei den Friedensverhandlungen und bei der Verbrechensbekämpfung gelingen wird.